Gegenwartsliteratur 7AT
7AT, März 2022
7AT liest österreichische Gegenwartsliteratur
Die 7AT bekam von mir die Aufgabe, in Form einer „kleinen“ VWA das wissenschaftliche Arbeiten zu üben. Naheliegenderweise haben sie im Deutschunterricht Werke (österreichischer) Gegenwarts-Autor*innen bekommen. Nach der Ausarbeitung sollte das Werk auch den Mitschüler*innen präsentiert werden. Hier folgt ein kleiner Bericht über die Leseergebnisse.
Peter Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970)
Die Erzählung des Monteurs und ehemaligen Fußballprofis Josef Bloch beginnt mit einem Missverständnis. Er glaubt, ihm sei gekündigt worden. Daraufhin schlendert er durch die Stadt Wien, lebt in einem Hotel und besucht das Kino. Nachdem er eine Nacht mit der Kinokassiererin Gerda verbracht hat, erwürgt er sie am nächsten Tag. Enttäuschend ist der Titel, der keinen Bezug auf die Handlung hat. Der Autor beschäftigt sich mit den Grenzen der deutschen Sprache, indem er die Umgebung der Hauptperson Josef Bloch genau und exakt beschreibt. Der Inhalt ist oft kompliziert, schwierig zu verstehen und widersprüchlich. Da die Handlung eher langweilig ist, kann ich das Buch nicht empfehlen. (Alex A.)
Julya Rabinowich: Die Erdfresserin (2012)
„Die Erdfresserin“ wurde von Julya Rabinowich verfasst und im Verlag Deuticke veröffentlicht. Rabinowich lebt unter anderem als Schriftstellerin, Kolumnistin und Dolmetscherin in Wien. Da sie im Rahmen von Psychotherapie-behandlungen als Dolmetscherin gearbeitet hat, sind ihre eigenen Erfahrungen und Erinnerungen in den Roman eingeflossen.
Das Buch handelt von Diana, die mit ihrer Familie in einem russischen Dorf lebt. Ihr Vater hat sie früh verlassen, deswegen wird Diana zur Grenzgängerin und muss in Wien arbeiten, um Geld zu beschaffen. Dort lernt sie den Polizisten Leo kennen, der ihr Unterschlupf gewährt und sich im Gegenzug von ihr verpflegen lässt, weil er schwer krank ist. Leo will Diana helfen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Diana erzählt. Vergangenheit und Gegenwart, Fantasie und Realität, sowie Erinnerungen und Träume fließen alle ineinander, dadurch ist das Buch oft schwer zu verstehen.
Ich empfehle das Buch Jugendlichen ab 15, da es teilweise kompliziert geschrieben ist und ein heikles Thema behandelt. (Franziska B.)
Cornelia Travnicek: Chucks (2012)
In diesem Buch geht es um ein 16-jähriges Mädchen namens Mae, die trotz einiger bereits erlebter Schicksalsschläge nicht aufgibt. Sie wohnt einige Zeit bei ihrem ersten Freund Jakob, den sie aber, nachdem sie Paul kennengelernt hat, verlässt und schlussendlich zu Paul zieht. Die Beziehung zwischen den beiden wird immer inniger und doch müssen sie sich auch auf den Tod von Paul, der HIV-positiv ist, vorbereiten …
Das Buch weist keine besondere Gliederung auf und wird von der Protagonistin Mae erzählt. Außerdem ist es kein autobiographischer Roman – der Inhalt des Buches bezieht sich ganz und gar nicht auf das Leben der Autorin Cornelia Travnicek. Man kann sich als Leser sehr gut in die Situationen der 16-Jährigen hineinversetzen. Der Roman beschäftigt sich mit dem Thema Verlust, aber auch mit der Bewältigung und dem Umgang mit schweren Zeiten.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, weil es sich unter anderem auch auf Gegenwartssituationen bezieht – gerade auch in Zeiten von Corona hat das Thema Problembewältigung einen hohen Stellenwert. Ich würde es ab ca. 15 Jahren empfehlen, weil es sich auch mit dem Weg des Erwachsenwerdens beschäftigt und man einiges davon lernen kann. (Nina B.)
Rudolf Habringer: Engel zweiter Ordnung (2011)
Der Roman „Engel zweiter Ordnung“ von Rudolf Habringer ist 2011 erschienen. Rudolf Habringer wurde am 13.9.1960 in Schwanenstadt geboren. Er studierte Germanistik und Religionspädagogik an der Universität Salzburg und lebt heute als freier Schriftsteller in Walding. Der Roman ist in einen Prolog und drei Kapitel gegliedert. Die drei Kapitel werden von den drei Hauptpersonen (Arnold, Katharina, Seisenbacher) geschildert. Arnold, ein Universitätsprofessor, trifft durch Zufall seine Jugendliebe Katharina wieder. Um mit ihr in Kontakt zu kommen, engagiert er den Privatdetektiv Seisenbacher. Obwohl beide in einer festen Beziehung sind, entwickelt sich rasch eine Affäre. Zweimal haben sich die beiden bisher getroffen, als Arnold plötzlich erpresst wird. Der Roman ist etwas langwierig, da die gleiche Geschichte aus drei Perspektiven erzählt wird. Ich würde den Roman ab 15 Jahren empfehlen. (Johanna C.)
Christoph Ransmayr: Altas eines ängstlichen Mannes (2014)
Der in Wels geborene Christoph Ransmayr schreibt in seinem Roman „Atlas eines ängstlichen Mannes“ in 70 in sich abgeschlossenen Kapiteln über seine Weltreise und die Dinge, die er auf besagter erlebt hat. Jedes Kapitel ist eine eigene Geschichte, die nicht im Zusammenhang mit den anderen steht, das heißt, es gibt keine richtige Reihenfolge, in der sie gelesen werden müssen. Jede im Buch erzählte Episode hat Ransmayr selbst erlebt, bis auf eine, die ihm von seiner Frau nähergebracht worden ist. Es wird kein Wert auf Spannung gelegt, sondern viel mehr darauf, die Umwelt genau und bildlich darzustellen, was beachtet werden sollte, wenn man in Betracht zieht, sich dem Werk zu widmen. Wenn man sich das Buch anschaffen will, kann man das im Taschenbuch-Format schon ab 13€ tun, man bekommt dann 484 Seiten zu lesen. Ich empfehle das Buch, wie zuvor schon erwähnt, Leuten, die keinen Wert auf Spannung, sondern Detailreichtum legen. Da das Buch nicht schwer verständlich geschrieben ist und Fachbegriffe immer erklärt werden, empfehle ich das Buch, unter Berücksichtigung der zuvor angeführten Kriterien, schon ab 13 Jahren. (Felix G.)
Erich Hackl: Abschied von Sidonie (1989)
Am achtzehnten August 1933 wird vor einem Steyrer Krankenhaus ein Säugling gefunden. Das zurückgelassene Baby entpuppt sich als Sidonie Adlersburg, die wegen ihrer Gesichtsfarbe als Roma („Zigeuner“) betrachtet wird, jedoch wird das Mädchen von einem Ehepaar namens Breirather aufgenommen und liebevoll behandelt. Als das Mädchen im Alter von zehn Jahren schließlich gewaltsam von den Breirathers getrennt und zu ihrer leiblichen Mutter zurückgeschickt wird, wird sie in ein Konzentrationslager (Auschwitz) verschleppt, in dem sie anschließend stirbt.
Der Autor verwendet einen klaren, beschreibenden Stil. Die eigene Meinung sowie politische oder emotionale Wertungen werden vermieden. Hackl präsentiert Sachinformationen in literarischer Form und lässt seine Geschichte an Original-Schauplätzen, die namentlich genannt werden, stattfinden.
Aufgrund der 128 Seiten ist das Buch sehr schnell zu lesen. Hackl verwendet nur wenige Adjektive, wodurch die Erzählung ihren nüchternen und auch allgemeingültigen Charakter erhält. Aufgrund des komplexen Schreibstils (und der Thematik) empfehle ich das Buch ab 15 Jahren. (Niklas H.)
Doris Knecht: Die Nachricht (2021)
Das Buch, das ich gelesen habe heißt „Die Nachricht“ und ist von der Autorin Doris Knecht verfasst worden. In dem Buch geht es hauptsächlich um das Leben von einer Frau (Ruth) nach dem Tod ihres Mannes. Sie bekommt Nachrichten auf Facebook, in denen Drohungen und Beleidigungen vorkommen. Auch ihre Freunde und Arbeitskollegen bleiben nicht verschont. Sie rätseln darüber, wer der Verfasser dieser Nachrichten sein könnte.
Es wird in der „Ich-Form“ aus der Sicht der Hauptfigur (Ruth) erzählt. Doris Knecht verwendete auch vulgäre Wörter und Schimpfwörter beim Schreiben ihres Werkes. Die vielen Adjektive führen oft dazu, dass sehr lange und verschachtelte Sätze entstehen.
Meiner Meinung nach eignet sich das Buch gut zum Lesen für erwachsene Frauen. Ich finde die Themen sehr interessant und spannend, da sie sehr aktuell sind (soziale Medien, Corona, Feminismus, …). Für junge Leute oder Kinder würde ich es aber nicht weiterempfehlen, da es nicht so leicht zu lesen ist. (Jana H.)
Paulus Hochgatterer: Wildwasser (1997)
In dem Buch geht es um den 16-jährigen Jakob, der von zu Hause wegrennt, um seinen Vater zu suchen. Dieser ist beim Kajakfahren vor zwei Jahren verschwunden. Er macht sich mit seinem Fahrrad und einer Spezialmischung an Drogen auf die Reise. Nachdem er ein paar Päckchen konsumiert hat, halluziniert er und wird schließlich bewusstlos. Er wird von einem Priester an einem See gefunden und im Pfarrheim aufgenommen. Vier Tage später will er wieder flüchten, doch er kehrt zurück und fährt mit dem Priester zum Unglücksort seines Vaters.
Der Roman ist in sechs Kapitel gegliedert und wird in der Ich-Form aus der Sicht von Jakob erzählt. Er ist in einem jugendlichen Stil verfasst und die Natur und die Umwelt werden sehr genau beschrieben. Es wird sehr spannend erzählt und man kann sich gut in Jakob hineinversetzen. Ich empfehle das Buch ab 14 Jahren, da einige Fachbegriffe vorkommen und von Jakobs Jugend erzählt wird, in die man sich meiner Meinung nach erst ab diesem Alter hineinversetzen kann. (Hannah K.)
Michael Köhlmeier: Sunrise (1994)
Michael Köhlmeier, geboren am 1949 in Hard am Bodensee, verfasste 1994 die Erzählung „Sunrise“. Bekannt wurde er vor allem durch die Auseinandersetzung mit mythologischen Geschichten, Sagen und Märchen.
Die Erzählung handelt von Richard und einem namenlosen Ich-Erzähler, die versuchen Auto zu stoppen. Um die Zeit etwas zu verkürzen, erzählt Richard eine Geschichte über Leo und Rita. Eines Tages überquert Leo die Straße, als der Tod plötzlich erscheint und mit seiner Sichel ausholt. Diese trifft allerdings Rita, die zufällig in der Nähe ist. Rita weigert sich zu sterben, da die Sichel eigentlich für Leo gedacht war. Der Tod hält daraufhin die Zeit für eine Stunde an und beide können versuchen sich aus der Situation herauszureden.
Mir hat das Buch gut gefallen, da es eine Geschichte ist, die ich so noch nicht gekannt habe. Es bleibt bis zum Schluss spannend, wen der Tod auswählen wird, oder ob es doch jemand ganz anderes wird. Ich kann diese Erzählung jedem empfehlen! (Sabine M.)
Sabine Gruber: Über Nacht (2007)
In dem Roman „Über Nacht“, der von der Schriftstellerin Sabine Gruber verfasst wurde, werden parallel die Geschichten zweier Frauen namens Irma und Mira erzählt. Irma ist eine alleinerziehende, nierenkranke Mutter aus Wien und Mira ist eine Altenpflegerin aus Rom. Ihre Wege kreuzen sich nicht direkt, doch trotzdem verbindet sie etwas. Das Buch beschäftigt sich also gezielt mit den oft so unerwarteten Zufällen im Leben. Spannend dabei ist, dass kapitelweise abwechselnd Miras und darauffolgend Irmas Geschichte geschildert wird. Diese werden aus verschiedenen Erzählperspektiven erzählt. Denn während von Irma in der dritten Person berichtet wird, erzählt Mira ausschließlich in der Ich-Form. Bezüglich der Länge und Komplexität der Sätze im Roman fällt auf, dass diese von kurzen, simplen bis hin zu langen, sprachlich anspruchsvollen Sätzen variieren. Die Aussage über die Zufälle des Lebens und vor allem das unerwartete Ende des Buches gefallen mir sehr gut. Dennoch fehlte mir beim Lesen teilweise etwas Spannung. (Christiane P.)
Robert Schindel: Gebürtig (1992)
In seinem Buch schreibt Schindel über die Probleme zwischen Juden und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Außerdem erläutert er die Probleme von im Ausland lebenden Juden mit Österreich. Darüber hinaus schreibt er über die Anklage gegen einen Ex-KZ-Aufseher.
Wichtig: Es gibt insgesamt vier Personenkreise. Die ganze Handlung ist in Prosa geschrieben. Das Buch besteht aus einem Prolog, sieben Kapiteln und einem Epilog. Außerdem gibt es ein Glossar, in dem jiddische Begriffe erklärt werden. 2001 entstand eine Verfilmung in Zusammenarbeit mit Lukas Stepanik.
Eigene Meinung: Mir hat das Buch gut gefallen, weil Schindel die Probleme zwischen Juden und Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg schildert und das Teil unserer Vergangenheit ist. Leider kann man der Handlung manchmal nur schwer folgen. Zusätzlich wird man durch die zahlreichen Charaktere schnell verwirrt. (Tim P.)
Michael Köhlmeier: Madalyn (2010)
In dem Buch "Madalyn" von Michael Köhlmeier geht es um ein 14-jähriges Mädchen namens Madalyn und ihre Probleme mit ihren Eltern, mit der Eifersucht und mit der ersten großen Liebe. Als Madalyn den 16-jährigen Moritz kennenlernt, lernt sie sich von einer anderen Seite kennen. Die erste Begegnung mit Alkohol, Eifersuchtsprobleme und sogar Selbstmordgedanken teilt sie mit ihrem Nachbarn Sebastian Lukasser, ihrer Bezugsperson und der einzigen Person, die ihr zuhört.
Das Buch ist sehr angenehm zu lesen und auch perfekt für zwischendurch, da es nicht sehr lange ist. Es enthält Themen, mit denen sich fast jeder Jugendliche identifizieren kann. Aus diesem Grund empfehle ich das Buch ab 13-14 Jahren! (Lilli P.)
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt (2005)
Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren, wuchs jedoch in Wien auf und studierte dort Germanistik und Philosophie. Seit 1997 veröffentlicht er Romane und Erzählungen, wie zum Beispiel „Beerholms Vorstellung“ (1997) oder „Ich und Kaminski“ (2003). Derzeit lebt Kehlmann in New York und Berlin.
„Die Vermessung der Welt“ ist eine fiktive Doppelbiografie des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt, welche sich vor allem durch ihren indirekten Schreibstil auszeichnet. In den beiden Binnenhandlungen erzählt Kehlmann aus den Leben der beiden Wissenschaftler. Die Rahmenhandlung beschreibt die gemeinsame Zeit von Gauß und Humboldt.
Humboldt hat nach seinen Forschungsreisen durch Asien und vor allem durch Südamerika großes Ansehen in Europa gewonnen. Auch Gauß hat seine Reiseberichte verfolgt, während dieser in der Welt der Mathematik und Physik immer bekannter wird. 1828 reist Gauß, aufgrund einer Einladung von Humboldt, zu einem Naturforscher-Kongress nach Berlin und so treffen sich die beiden Wissenschaftler das erste und einzige Mal.
Die Personen, Situationen und Umstände werden sehr genau beschrieben, was den Roman leider etwas langatmig macht. An Kehlmanns indirekten Schreibstil gewöhnt man sich schnell und dem ständigen Wechsel zwischen den beiden Biografien ist leicht zu folgen.
Ich denke, dass vor allem naturwissenschaftlich interessierten Leser:Innen „Die Vermessung der Welt“ zusagen wird. Aber auch Menschen, die sich in dieser Thematik noch nicht so gut auskennen, kann ich das Buch ans Herz legen, um Neues und Interessantes über unsere Welt zu erfahren. (Helene S.)
Norbert Gstrein: Einer (1988)
Der im Jahr 1988 erschienene Roman "Einer", welcher von Norbert Gstrein verfasst wurde, handelt von den Auswirkungen des völligen Zurückziehens und psychischer Schwierigkeiten.
Die Hauptperson Jakob ist ein Außenseiter. Er erlitt in seiner Kindheit Missbrauch in Form von körperlicher Gewalt und mangelnder Kommunikation seitens der Familie. Jakob hat zu keinen Personen eine besonders intensive Bindung. Er zieht sich immer mehr zurück und verfällt schließlich dem Alkohol.
Am Ende des Buches passiert etwas, das die Familie hinauszögern möchte, was dadurch verdeutlicht wird, dass sie immer wieder auf die Küchenuhr sehen, welche im Buch öfters erwähnt wird und ein Symbol für die stehengebliebene Zeit darstellen soll.
Das Buch verfügt über 98 Seiten und 7 Kapitel. Es wird aus der Sicht der Mutter und der Brüder erzählt.
Ich persönlich kann das Buch ab circa 14 Jahren weiterempfehlen, da man über ein Thema informiert wird, mit dem man im Alltag höchstwahrscheinlich nicht so oft zu tun hat und es sehr spannend erzählt wird. Kritisierenb möchte ich allerdings die manchmal etwas schwer nachvollziehbaren Zeitsprünge.
Die zentrale Frage des Buches lautet, wie mit jemandem umzugehen ist, der anders ist. (Emil S.)
Kathrin Röggla: „wir schlafen nicht“ (2004)
Das Buch „wir schlafen nicht“ ist von der österreichischen Autorin Kathrin Röggla im Jahr 2004 verfasst und veröffentlicht worden. Die Handlung findet auf einer fiktiven Messe statt, auf der sich die sieben Hauptpersonen befinden. Sie alle sind in der betriebswirtschaftlichen Branche tätig; jedoch in verschiedenen Sektoren. Der Leser fungiert im Buch als Interviewer, beteiligt sich aber nicht aktiv an dem Geschehen. Die interviewten Hauptpersonen erzählen von ihrem Leben in der New Economy, aber auch von ihrem Privatleben und ihren Problemen. Das Buch erzählt nicht nur eine frei erfundene Geschichte, sondern spricht Probleme an, die in unserer heutigen Gesellschaft eher ungern behandelt werden, wie zum Beispiel mentale Gesundheit und Abhängigkeit von bestimmten Substanzen sowie deren Gründe. Meiner Meinung nach hat der kreative und originelle Schreibstil der Autorin viel zum Erfolg des Buches beigetragen. Empfehlenswert ist das Buch für alle, die sich für BWL aber auch die Psyche des Menschen interessieren und einen Eindruck vom Leben beruflich „erfolgreicher“ Menschen gewinnen möchten. (Henriett S.)
Olga Flor: Kollateralschaden: 8
In Olga Flors Werk Kollateralschaden werden etwaige gesellschaftskritische Themen, wie die permanente Präsenz von Überwachung, soziale Vereinzelung und mangelnde Kommunikationsfähigkeit und die Terrorangst und -hysterie bzw. Angststimmung in der Gesellschaft seit 9/11 angesprochen. Inmitten des hektischen Alltags in einem Supermarkt werden die Perspektiven verschiedener Personen beleuchtet, etwa die der 29-jährigen Doris, die im Supermarkt regelmäßig einkauft – zumeist kalorienbewusst – und als Managerin arbeitet, die des Journalisten Erich, der es trotz seiner langjährigen Tätigkeit in der Chronik einer Zeitung nicht geschafft hat, die Karriereleiter hinaufzuklettern, oder die der rechtspopulistischen Politikerin Luise, die eigentlich nur aufgrund eines Verkehrsunfalls in den Supermarkt kommt. Doch plötzlich eskaliert der alltägliche Einkauf, als die Konsumenten Zeugen eines vermeintlichen Anschlages, verübt von einem Jugendlichen, werden. Im Minutentakt wechseln die Sichten der Personen, die durch die Erzählform der erlebten Rede vom Geschehen und ihren Gedanken berichten. Die Beobachtungsgabe der Autorin kommt in der sehr präzisen, analysierenden Sprache des Romans zum Tragen, wodurch der Leser stets ein akkurates Bild der Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten hat. Jeder Charakter hat mit einer sich von der der anderen differenzierenden Sprache einen Erkennungswert. Ich persönlich finde das Werk sehr gelungen, zumal der für mich neue Schreibstil Interesse geweckt hat. Die präsentierten Themen regen zur (Selbst-) Reflexion an und entwickeln beim Lesen in Konnex mit den detailreichen Analysen und Observationen der Situationen einen Sog. Ich empfehle das Buch all jenen, die sich auf einen experimentellen, aber anspruchsvollen Schreibstil einlassen wollen und einen Denkanstoß über wichtige, im Alltag präsente Themen, über die Kollateralschadenlogik der westlichen Welt benötigen. (David W.)
Ludwig Laher: Bitter (2014)
Der Roman „Bitter“ handelt vom Leben und Wirken des Nationalsozialisten Fritz Bitter. Diese Figur basiert auf dem realen NS-Verbrecher Friedrich Kranebitter. Das Buch ist in der personalen Erzählperspektive geschrieben. Der Autor lässt Akten und Fakten sprechen und meldet sich nur kurz als Erzähler, um etwas klarzustellen und zu kommentieren. Laher verwendet lange verschachtelte Sätze, die es manchmal schwierig machen, der Handlung zu folgen. Das Buch hat mir gut gefallen, da man als Österreicher bzw. Linzer viele Schauplätze wiedererkennt und man sich diese somit besser vorstellen kann. Außerdem ist der Roman spannend und schockierend, weil unzählige Verbrechen eines echten Nationalsozialisten geschildert werden. Ich empfehle das Buch ab 14 Jahren, da „Bitter“ viel Gewalt darstellt und die Tragik bzw. Folgen des Nationalsozialismus und des NS-Regimes für Jüngere noch zu schwierig zu erfassen ist. Leser, die sich für Geschichte und vor allem für die NS-Zeit interessieren, werden diesen Roman verschlingen. (Moritz W.)