Zinedine Yazid Zidane

 

Er wurde am 23. Juni 1972 in Marseille geboren. Seine Eltern stammen aus Algeriern und wanderten 1953 nach Frankreich aus. Mit 13 Jahren wird Zidane ins Fußballinternat des AC Cannes aufgenommen. Mit 16 Jahren debütiert er in der ersten französischen Liga. 1994 spielt er erstmals im französischen Nationalteam. Mit 71,6 Millionen Euro ist er der teuerste Spieler aller Zeiten. Die „Lebensschule“ La Castellane vermittelte Lektionen in Konfliktmanagement, Führungstechnik, Selbstbewusstsein oder „Schmähführen“ im  Stiegenhaus. Zidane ist von einem Immigrantensohn zu einem Weltstar geworden. Von Null zur WM.

 

Mit Zinedine Zidane und durch ihn und seine zwei Tore im WM-Finale 1998 sind die Franzosen Weltmeister und die Ausländer in Frankreich zu Franzosen geworden. Der integrierenden und einenden Komponente von sportlichen Erfolgen  und Tragödien kann sich keiner entziehen. Das Schicksal „Ausländer in einem Land zu sein“

 - und Algerier, Marokkaner oder Ghanese „bleibt man“, auch wenn man die französische Staatsbürgerschaft besitzt – findet in dem 3:0 – Finalsieg gegen Brasilien von 1998 in Paris eine ganze Gruppe von Zuwanderersöhnen ein glückliches Ende.

Es hätte aber auch alles anders kommen können: Mit dem Lebensstart Zidane als algerischer Immigrationssohn in der Betonwüste von La Castellane stehen ihm in Frankreich auch andere Karrieren offen: Hilfsarbeit, Delinquenz, Arbeitslosigkeit oder auch – man muss den emanzipatorischen Anspruch des französischen Schul- und Sozialsystems berücksichtigen – der Aufstieg durch Bildung und großer Lerneifer in der Schule ist schwer umzusetzen.

 

Die Frage nach der eigenen Identität, Herkunft und Zugehörigkeit stellt sich für jedes Kind aus einer Migrantenfamilie. Wie schwer und wie wichtig ist es, wenn man berühmt ist wir Zinedine Zidane, sich klar zuzuordnen und zu positionieren?

 

„Für mich ist es am wichtigsten, dass ich noch weiß, wer ich bin. Jeden tag denke ich darüber nach, woher ich komme, und ich bin immer noch stolz auf das, was ich bin: erstens ein Kabyle aus La Castellane, dann ein Algerier aus Marseille und schließlich ein Franzose.“ (Zidane 2004)

 

Das faszinierende an Zinedine Zidane ist, dass er all diese Identitäten in sich zu integrieren scheint. Kindheitserinnerungen an Schiffsreisen von Marseille nach Algerien, in das Heimatdorf seines Vaters bleiben unvergesslich. In manchen aussagen bekennt er sich stark zu der algerischen Identität, wie etwa nach dem WM-Sieg 1998. In der Beschreibung der Jubelszenen nach dem WM-Gewinn 1998 werden die zahlreichen algerischen Fahnen erwähnt, die in den pariser Straßen wehen.

 

„Das war ein sieg für alle Algerier, die stolz auf ihre flagge sind, all jene, die große Opfer für ihre Familie gebracht und ihre eigene Kultur nie aufgegeben haben.“ (Husse 2004)

 

Für die rechtspopulistische Partei um Jean-Marie Le Pen  war dies ein Anlass, Zidane als Sohn eines Harki zu bezeichnen und ihn somit als für einen Franzosen akzeptabel darzustellen. (das arabischer Wort „Harki“ bezeichnet die Algerier, die während des Kriegs auf der Seite der Franzosen gekämpft haben und somit von den Algeriern als Kollaborateure gehasst werden und von den Franzosen vergessen und aus dem Bewusstsein verdrängt worden sind.

 

Doch Zidane betonte dass sein Vater kein „Harki“ ist, weil er nie gegen sein Land gekämpft hat. „Er ist Algerier, und ich bin stolz darauf!“, so Zidane.

Und Algerien dankt ihm, dass er immer wieder seine algerische Abstammung betont

Und nicht nur für die Algerier, sonder auch für alle anderen Migranten ist Zinedine Zidane ein Vorbild. Egal ob Türken in Deutschland, Algerier in Frankreich oder Tschechen in Österreich, Zidane zeigt, dass jeder einen Karrieresprung machen kann, wenn er hat dafür arbeitet!

 

 

 

„Als ich klein war, in La Castellane, organisierten wir Turniere auf dem Platz Tartane. Wir losten die Gruppen aus, wie bei der WM. Es gab einen Pappkarton, der uns als Gewinnbox diente. Jeder gab, was er konnte, ein oder zwei Francs. Die Gewinner des Turniers erhielten die box. Und es gab auch einen Trophäe. Als ich den WM-Pokal hochhob, erinnerte mich das an früher.“ (Zidane 2005).

 

 

 „Zidane ist ein Produkt der modernen Mediengesellschaft und des modernen Hochleistungsport, oder genauer formuliert:  Zidane repräsentiert einen prototypischen Vertreter des globalen Medienports.“ (Husse 2004)

 

„Fußballspielen heißt durch Gesten und Bewegungen, durch Ideen und Entscheidungen einen großen teil von sich erkennen zu lassen. Fußball offenbart die Gesinnung der Menschen manchmal wahrhaftiger Worte. Er heißt jeden willkommen, aber er schmeichelt niemand.“ (Dubath 2004)

 

Letzte Aktualisierung 23.06.2008

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