SANTA CRUZ

 

Beim FC Bayern München gilt Roque Santa Cruz als größtes Talent. Das erste WM-Tor für Paraguay erzielte der Stürmer, der sein Talent in einer Don-Bosco-Schule entdeckt hat.

 

Schon einmal hat Roque Santa Cruz an einer Fußball-WM in Asien teilgenommen. Es war 1997 die Jugend-WM in Malaysia, als die „Nummer 9“ international für Aufsehen sorgte. Zwei Jahre später kickte der nicht einmal 18-Jährige bereits für Bayern München. Dem Club war das mittlerweile größte Talent im Kader knapp neun Mill. Euro wert. Was „Baby Gol“, wie ihn die Bayern-Fans nennen, in der Bundesliga noch werden will, das ist er längst in seiner Heimat Paraguay: der Star. Der Stürmer war bereits 1999 Fußballer des Jahres in dem südamerikanischen Land. Und dass nach dem enttäuschenden Abschneiden 1998 die „Guaraní“, wie die Nationalelf oft genannt werden, sich wider Erwarten für die WM qualifizierten, daran hat das jugendliche Talent maßgeblichen Anteil.

 

Entdeckt hat der Starfußballer seine Fähigkeit bei den Salesianern Don Boscos, deren Schule in Asunción er vier Jahre besucht hat: „Wenn Kinder sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen, in der sie sich geborgen wissen, schöpfen viele von ihnen Kraft und sehen eine Chance zum Weg aus der Misere“, erklärt Roque. „Ich habe es Gott zu verdanken, dass ich bei einem großen Verein spiele. Dadurch kann ich denjenigen helfen, die um ihr tägliches Überleben kämpfen.“ Dabei besucht der Bayern-Legionär nicht nur bei jedem Aufenthalt in Asunción die Straßenkinder vom „Hogar Don Bosco“; Roque Santa Cruz versteht sich auch als Botschafter der Aktion „Fußball für Straßenkinder“. Schließlich kennt er ja ihre Lage.

 

Leben des Don Bosco

 

Johannes Boscos Eltern (Franz Bosco und Margareta Occhiena) waren Bauern aus dem Piemont. Als Johannes zwei Jahre alt war, starb sein Vater. Als Neunjähriger hatte er einen Traum, der in ihm den Wunsch aufkeimen ließ, Priester zu werden. Seine Mutter konnte jedoch kein Geld für eine entsprechende Ausbildung aufbringen. Mit zwölf Jahren ging er bei einem Schneider in die Lehre und arbeitete als Stallbursche, um sich den Unterricht in Katechismus zu verdienen. Sein älterer Stiefbruder versuchte mit allen Mitteln, diesen Unterricht zu verhindern, um den Jungen weiterhin zu Hause und auf dem Feld arbeiten zu lassen. Die Mutter zahlte dem Bruder jedoch die Erbschaft aus, und dieser verließ die Familie für immer. Nun konnte Margarethe genug Geld aufbringen, um den jungen Giovanni an ein Gymnasium und ein Priesterseminar zu schicken.

 

1841 wurde er zum Priester geweiht und begann, für arme und benachteiligte Jugendliche in Turin zu arbeiten. Nach mehreren Umzügen des Oratoriums und einer Phase als „Wanderoratorium“ konnte er 1846 im Turiner Stadtteil Valdocco das „Oratorium des heiligen Franz von Sales“ gründen. 1859 gründete er eine religiöse Vereinigung, die 1874 von Papst Pius IX. als „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ (bekannt als Salesianer Don Boscos) anerkannt wurde. 1872 gründete er gemeinsam mit der später heilig gesprochenen Maria Mazzarello die Ordensgemeinschaft der „Töchter Mariens, Hilfe der Christen“ (Don-Bosco-Schwestern). Ziel beider Vereinigungen blieb die Erziehung und Fürsorge für arme und benachteiligte Jugendliche. Bis zu seinem Tod 1888 wurden von den Salesianern Don Boscos bereits 250 Häuser in Europa und Lateinamerika eröffnet, in denen von 1846 an rund 130.000 Jungen aufgenommen und rund 18.000 Lehrlinge ausgebildet wurden. Nicht zuletzt entschieden sich bis 1888 rund 6.000 dieser Jugendlichen, Priester zu werden.

Die Reliquien Don Boscos liegen in der Maria-Hilf-Basilika im Turiner Stadtteil Valdocco.

1929 wurde Don Bosco durch Papst Pius XI. selig, 1934 heilig gesprochen.

Er ist Schutzpatron der Jugend, der Jugendseelsorger sowie der Schweizer Jugendorganisation Jungwacht.

 

Chancen und Grenzen der Integration im Fussball

 

Als größter Einzelsportverband ist der DFB mit seinen rund 6,3 Millionen Mitgliedern in 26.000 Vereinen ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Migration und Integration sind auch für ihn bedeutsame Zukunftsthemen. Der Fußballfan denkt dabei vielleicht zunächst an die Bundesliga und die Nationalmannschaft. Menschen mit Migrationshintergrund, wie man heute zu sagen pflegt, gab es im Fußball schon lange bevor diese Worte geprägt wurden. Von Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, den Stars des FC Schalke 04 in den dreißiger Jahren, führt eine direkte Linie hin zu Lukas Podolski und Miroslav Klose. Die beiden Stürmer mit polnischen Vorfahren sollen uns (u.a. im Spiel gegen Polen) bei der WM 2006 mit ihren Toren weit nach vorne bringen.

 

Im Leistungsfußball ist die Eingliederung von Spitzenkräften mit Wurzeln außerhalb Deutschlands seit jeher, ebenso wie in Wirtschaft, Industrie und Forschung, eine Selbstverständlichkeit. Integration ist hier ein Standortvorteil, notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Differenzierter ist die Situation an der Basis unserer 26.000 Vereine. Deutschland ist ein Einwanderungsland, und der Fußballverein damit Heimatort für Menschen unterschiedlichster Herkünfte, Kulturen und Glaubensrichtungen. Das liegt vor allem an seiner besonderen Popularität. Mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche spielen Fußball im Verein. Jeder zweite Junge ist bis zu seinem 18. Lebensjahr zumindest einige Jahre lang Mitglied in einem Fußballverein gewesen. Fußball kann von allen gespielt werden, unabhängig von der Körpergröße. Er ist kostengünstig, wenig aufwändig, auf (fast) jeder Unterlage zu spielen. Keine andere Sportart spiegelt auch die soziale Schichtung unserer Gesellschaft ähnlich repräsentativ wider:Vom Zahnarztsohn bis zum Arbeiterkind – sie treffen sich im Verein. Diese Attraktivität bietet vor allem auch enorme Eingliederungschancen.

 

Der Fußballverein ist wie kaum eine andere Institution neben der Schule ein Ort gelebter Integration für Kinder und Jugendliche. Er bietet auf spielerischem Wege die Chance von Anerkennung, Selbstverwirklichung und Körpererfahrung. Er vermittelt soziale Werte, hilft Bindungen zu knüpfen, Freundschaften zu schließen, die oft ein Leben lang halten. Im Fußballverein lernt man Kameradschaft, Ein- und Unterordnung in der Gruppe, den Umgang mit Sieg und Niederlagen. Das gilt für Kinder aller Herkünfte. Eine Mannschaft ist zunächst einmal eine Mannschaft, unabhängig davon aus welchem Elternhaus und welchem Heimatland der Einzelne kommt. Man gewinnt und verliert zusammen.

 

Trotz alledem ist auch der Verein in unserer Gesellschaft keine Insel der Glückseligkeit. Auch in seinen Integrationsproblemen ist er Spiegelbild der gesamtgesellschaftlichen Lage. In der zweiten und dritten Migrantengeneration ist auch im Fußball zunehmend eine Tendenz zur Separation zu erkennen. In vielen unterklassigen Ligen spielen rein türkische, kroatische, griechische oder italienische Vereine. Sind die Kinder und Jugendlichen im klassischen, gemischtnationalen Verein meist noch gut integriert, verlassen viele von ihnen ihn auf Druck der Eltern im Übergang zum Seniorenalter und schließen sich Migrantenvereinen an. Die Sportgerichte in unseren Bezirksund Kreisverbänden verzeichnen überproportional viele Gewaltvorfälle in Spielen mit diesen Mannschaften. Normale Ligaspiele erhalten den Charakter von „Länderspielen“, in denen es unterschiedlicher kultureller Erfahrungen und Erwartungen wegen oft hoch hergeht. Gerade in Ballungszentren ist das Konfliktpotenzial groß.

 

Trotz dieser Probleme müssen wir den Weg der Integration weiter gehen. Es war der hochverehrte Egidius Braun, der schon 1992 nach den schrecklichen Brandanschlägen von Solingen das Motto „Mein Freund ist Ausländer“ ins Leben rief – eine Kampagne, die über viele Jahre lief und noch heute ihren Niederschlag in unseren Vereinen findet. Ich bin mir unter anderem auch mit der Staatsministerin und Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Frau Prof. Maria Böhmer, einig, dass wir unser Engagement für den Verein als Ort gelebter Integration weiter erhöhen werden. Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir den Verein als Freiwilligenorganisation, die zunächst einmal nichts anderes will, als Fußball zu spielen, nicht mit sozialen Aufgaben überfrachten dürfen, die in erster Linie in der Zuständigkeit staatlicher und sozialer Einrichtungen liegen. Aber wir sind uns auch und vor allem unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Ohne die Integration von Migrantinnen und Migranten stehen wir als Verband ebenso wie auch als Gesellschaft langfristig vor gewichtigen Problemen. Sie ist eine Herausforderung, die uns alle angeht. Der Fußball macht hier keine Ausnahme.

 

Letzte Aktualisierung 23.06.2008

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