Spiegelreflexkamera

ein frühes 'EXA'-Modell (1953)
ein frühes 'EXA'-Modell (1953)

Als Spiegelreflexkamera bezeichnet man eine Kamera, bei der das Motiv zur Betrachtung vom Objektiv über einen Spiegel umgelenkt auf einer Mattscheibe abgebildet wird.

Geschichte und Entwicklung

Das Spiegelreflex-Prinzip wird erstmals von Johannes Zahn im Jahr 1686 beschrieben: Durch eine Linse gelangt ein Bild auf einen Spiegel, der das Bild auf eine waagerechte Mattscheibe umlenkt.

Die erste Spiegelreflexkamera nach diesem Prinzip wurde 1861 von Thomas Sutton konstruiert. 1893 wurde ein Wechselmagazin für die Spiegelreflexkamera patentiert. Die erste in Deutschland hergestellte Spiegelreflexkamera war die Zeus-Spiegel-Kamera und stammte aus dem Werk von Richard Hüttig in Dresden.

Die erste in Großserie hergestellte SLR (Single Lens Reflex) war die EXA, gefertigt bei Ihagee in Dresden. Ebenfalls von dieser Firma stammte die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt, die 'Kine-Exakta', vorgestellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse

Funktionsweise

Funktionsweise
Funktionsweise

Bei einer Spiegelreflexkamera gelangt das Licht durch die Linsen des Objektivs (1) und wird dann vom Schwingspiegel reflektiert (2) und auf die Mattscheibe projiziert (5). Mit einer Sammellinse (6) und durch die Reflexion innerhalb des Pentaprismas (7) wird das Bild schließlich im Sucher (8) sichtbar. Es gibt auch Spiegelreflexkameras, die anstelle eines Prismensuchers mit Pentaprisma (7) einen Lichtschachtsucher verwenden. Während einer Aufnahme klappt (bei der Einäugigen Spiegelreflexkamera) der Spiegel nach oben (im Bild durch einen Pfeil gekennzeichnet) und der Verschluss (3) öffnet sich; das Bild wird dann nicht mehr in das Pentaprisma umgelenkt, sondern gelangt auf die Filmebene (4) bzw. den Film.

Grundsätzlich werden zwei Typen von Spiegelreflexkameras unterschieden: ein- und zweiäugige Spiegelreflexkameras.

Zweiäugige Spiegelreflexkamera

Yashica Mat 124 G mit angesetztem Nahlinsenset Nr. 2 und Streulichtblende, lange Zeit ein beliebtes, preiswertes Einsteigermodell
Yashica Mat 124 G

Die zweiäugige Spiegelreflexkamera (engl. Twin lens reflex, TLR) besitzt an ihrer Vorderseite immer zwei Objektive gleicher Brennweite. Hier wird durch das erste (untere) Objektiv der Film belichtet. Das zweite (obere) Objektiv projiziert über einen Spiegel ein seitenverkehrtes Abbild auf eine Mattscheibe. Häufig ist das Sucherobjektiv aus Kostengründen einfacher konstruiert, aber lichtstärker als das Aufnahmeobjektiv, um ein möglichst helles Sucherbild zu gewährleisten und die Scharfstellung zu vereinfachen. Über den Entfernungseinstellungsmechanismus werden beide Objektive parallel bewegt, so dass über die Mattscheibe scharf gestellt werden kann.

Typische Vertreter sind Rolleiflex und Mamyia C. bzw. die dargestellte Yashica MAT 124. Dieser Kameratyp hat eine Reihe von Vorteilen:

Dem stehen einige Nachteile gegenüber:

Heute spielen zweiäugige Kameras nur noch eine untergeordnete Rolle, in erster Linie für Nostalgiker und Sammler. In der praktischen Fotografie haben sich einäugige Spiegelreflexkameras durchgesetzt.

Einäugige Spiegelreflexkamera

Nikon F (1969)
Nikon F (1969)

Die einäugige Spiegelreflexkamera (engl. Single lens reflex, SLR) besitzt einen klappbaren Spiegel (Rückschwingspiegel) und meist ein Pentaprisma, seltener einen Lichtschacht, über der Mattscheibe als Sucher. Vor und nach der Aufnahme wird das Bild über den Spiegel auf die Mattscheibe projiziert und kann über das Pentaprisma seitenrichtig und aufrecht betrachtet werden. Erst im Moment der Aufnahme wird der Spiegel hochgeklappt, so dass er sich nicht mehr im Weg zur Filmebene befindet und der Film belichtet werden kann, wenn der Verschluss ausgelöst wird. Der Hauptvorteil der einäugigen Spiegelreflexkamera liegt in der Möglichkeit, Wechselobjektive (z.B. Weitwinkel- und Teleobjektive) verwenden zu können. Der Verschluss ist in den meisten Fällen ein Schlitzverschluss, der direkt vor der Filmebene liegt.

Olympus IS 1000 (1992)
Olympus IS 1000 (1992)

Da bei abgedunkelter Blende eine Bildbeurteilung auf der Mattscheibe nur erschwert möglich ist, wurde die Offenblendenmessung entwickelt, mit der die am Objektiv vorgewählte Arbeitsblende erst kurz vor der Auslösung des Verschlusses automatisch eingestellt wird.

Digitale Spiegelreflexkameras

DSLRs sind ihren analogen Pendants vom Aufbau her sehr ähnlich, doch statt eines Films beherbergen sie einen Bildsensor (CCD oder CMOS-Element), auf den das Licht fällt, nachdem der Spiegel hochklappt. Durch das eingebaute Display ist ein sofortiges Betrachten der Fotos möglich, wodurch eine missratene oder fehlbelichtete Aufnahme sofort erkannt werden kann.

Hauptvorteil der DSLR im Vergleich zu ihren analogen Pendants ist die direkte Verfügbarkeit der Bilddaten, weshalb z.B. im Pressebereich auf die aufwändige und kostspielige Entwicklung von Filmmaterial verzichtet werden kann.

Gegenüber den weit verbreiteten kompakten Digitalkameras haben DSLRs drei wichtige Vorteile: