Elternbrief
zum Lehrerstreik am 26.Mai 03
Liebe Eltern!
Wie Sie wahrscheinlich aus den Medien
wissen, hat die Gewerkschaft der AHS-LehrerInnen für Montag, den 26.Mai 03,
einen Streiktag ausgerufen. Der Grund für diesen Streik wurde über manche
Medien auf einigermaßen groteske Weise weitergegeben. Natürlich streiken wir
nicht deshalb, weil „uns noch ein Streiktag zusteht“. Diese Begründung wäre
zwar eine gute kabarettistische Pointe, es geht aber in Wahrheit um ernstere
Dinge. Wir protestieren gegen die unserer Ansicht nach unüberlegten Stundenkürzungen,
und zwar aus folgenden Gründen
Die
    Stundenkürzung ist eine Maßnahme, die nicht der Entlastung der SchülerInnen,
    sondern ausschließlich der Entlastung des Budgets dient. Die Kürzungen führen
    in etlichen Fächern dazu, dass Übungszeit wegfallen muss und dass keine
    Zeit mehr für attraktive, zeitlich aufwändigere Unterrichtsformen bleibt.
    
In
    manchen Schulstufen müssen Gegenstände mit nur einer Wochenstunde
    angeboten werden. Erfahrungsgemäß leidet in solchen Fächern die
    Lernkontinuität, sodass der Unterrichtsertrag gering ist.
    
Eine
    Stundenkürzung, über die man grundsätzlich sicher diskutieren kann, müsste
    Teil eines bildungspolitischen Gesamtkonzepts sein, da sie ja Folgewirkungen
    hat. Aber weder die Lehrpläne wurden bisher der neuen Situation angepasst
    noch die Maturarichtlinien. So entstehen auf schulorganistorischer Ebene
    Pannen. Zum Beispiel kann durch die Streichung von Wahlpflichtgegenständen
    die Maturaverordnung nicht mehr eingehalten werden. 
    
Die
    Streichung von Stunden in der Oberstufe engt unseren Spielraum für
    attraktive schulautonome Schwerpunktsetzungen ganz empfindlich ein. Gerade
    diese Schwerpunktsetzungen wurden in den letzten Jahren vom Ministerium
    immer wieder eingefordert. An unserer Schule haben wir im laufenden
    Schuljahr wichtige Vorarbeiten dafür geleistet. Jetzt entzieht Frau
    Ministerin Gehrer ihrer eigenen Verordnung plötzlich die Basis. 
Liebe
Eltern, wir wissen, dass durch einen Streik immer Menschen betroffen sind, die
keine Schuld für die Streikursache haben. Das ist aber bei jedem Streik so,
egal ob die Eisenbahner, die Bauarbeiter oder die Lehrerinnen und Lehrer
streiken. Wir protestieren diesmal nicht, um persönliche finanzielle Interessen
durchzusetzen, sondern ausschließlich aus Sorge um die Qualität der österreichischen
Schule. Denn der einzelne im Dienst stehende Lehrer hat weder Vor- noch
Nachteile von der Stundenkürzung. 
Daher
bitten wir Sie um Verständnis, dass der Lehrkörper unserer Schule, der mit den
Zielen des gewerkschaftlichen Streiks solidarisch ist, am Montag, dem 26.Mai,
grundsätzlich keinen Unterricht und keine Nachmittagsbetreuung abhalten
wird. 
Da
wir aber den Streik pädagogisch verantwortlich handhaben wollen, haben wir uns
dazu entschlossen, in zwei Ausnahmefällen unsere Arbeit zu leisten:
Unbedingt
    notwendige Förderstunden für MaturantInnen werden abgehalten
Schularbeiten,
    die nicht oder nur unter deutlich verschlechterten Bedingungen verschiebbar
    sind, werden von uns durchgeführt. Die Entscheidung liegt beim Lehrer.
 Mit
der Hoffnung auf Ihr Verständnis
 Direktor
Dr. Christian Schacherreiter
| letzte Aktualisierung: 23.05.03 | Zur Startseite  |