Das Unterwelt-Gestaltungsprojekt „Die Unterirdische Brücke“
schlägt in der Öffentlichkeit ein wie eine (Farb-)Bombe
Juni 2008

Das Jahresthema unseres Gymnasiums 2007/2008 lautet(e) „Fest und Feiern“. Unser schulübergreifendes Gestaltungsprojekt im öffentlichen Raum der Unterführung Rudolfstraße fügt sich als staatliches Fest im Rahmen von Linz 09 und als (zukünftiges) Schulfest durch die Zusammenarbeit des GVP-Gymnasiums und der Jahnschule in das fröhlich-stimmende Thema ein. Das Konzept dazu wurde mit dem 1. Österreichischen Präventionspreis durch Kunst ausgezeichnet und mit 1500€ prämiert. Mittlerweile wird österreichweit – auch in hohen Politikerkreisen - von einem Vorzeigeprojekt gesprochen. 

Schülerinnen und Schüler des Georg von Peuerbach-Gymnasiums und der Jahnschule konzipieren an der Verbesserung des allgemeinen Befindens von PassantInnen beim Durchschreiten (bzw. der aus verkehrstechnischen Gründen unvermeidlichen Inanspruchnahme) der zwischen Linz und Urfahr zentral liegenden Unterführung Rudolfstraße. Aktive Gestaltungsformen, die alle Sinne ansprechen, spielen dabei eine tragende Rolle.

Anfang des Jahres 2008 begannen Schülerinnen und Schüler zweier Schulen in der Nähe der Unterführung Rudolfstraße, welche ein zentrales Infrastrukturzentrum zwischen Linz und Urfahr darstellt, sich über die katastrophalen Zustände dieses Ortes Gedanken zu machen. Die Räumlichkeiten der Fußgängerunterführung Rudolfstraße müssen von FußgängerInnen jeder Alters- und Sozialschicht zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten durchquert werden.

So machten sie sich auf, diesen Ort nach allen Sinnen zu ergründen. Es wurde ein Fragenkatalog zusammengestellt, anhand dessen die aktuelle, von den Schülerinnen und Schülern teils sogar als bedrohlich empfundene Situation in diesen düsteren „Untergrundräumen“ betrachtet und analysiert wurde. Die menschlichen Sinne spielten dabei die Hauptrolle. Wahrgenommen wurde neben dem Gestank und dem dröhnenden Verkehrslärm vor allem auch das unwohle Gefühl der Bedrohlichkeit durch die düstere Untergrundsituation.

Die Gruppen stellten sich viele Fragen. Wie sicher mochten sich Menschen fühlen, welche die Unterführung alleine in der Nacht durchqueren müssen?

Gibt es in solchen stadtzentralen, doch angsteinflößenden Räumen viel Kriminalität und können die vereinzelt montierten Kameras, welche der einzige vorhandene Schutzmechanismus zu sein scheinen, dagegen etwas bewirken? Diese Kameras erschienen den Jugendlichen als unbeholfener Versuch, etwas an der tatsächlichen Situation zu ändern, da sie bloß auf das Negative hinweisen, das passieren könnte. Es erschien fraglich, ob es hinter den starren Augen einen wirklichen Beschützer zu geben scheint.

In den darauf folgenden Monaten traten die Ideen für eine Verwandlung der düsteren Unterführung zu einer positiven, unterirdischen Brücke in den Vordergrund.


Aus diesen Ideen werden in konkreten Schulprojekten unterschiedlicher Klassen und Projektteilnehmer, in Bildnerischer Erziehung und Werkerziehung, Modelle entwickeln. Mit Hilfe eines lokalen Raumkünstlers gestalteten eine 4. Klasse beispielsweise einzelne Themenräume. Die 2. Klasse erarbeitete Pläne und Modelle der Unterführung und besprach die generelle Lage und was man an ihr utopisch verändern könnte. Eine 7. Klasse beschäftigt sich mit Avatarfiguren der Unterführung und designend „positive Verstärker“, welche Passanten durch eine gestaltete Unterwelt begleiten werden. 

Die Nachhaltigkeit

Die durchgeführten Vorprojekte bedeuteten für die mitwirkenden Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmende Ansätze, an welchen von unterschiedlichsten Seiten ständig weitergetüftelt wird. Es wurden aus guten Ideen kleine Wirklichkeiten erschaffen (1:50). Die große Wirklichkeit wartet in der unterirdischen Brücke der Rudolfstraße auf ihre Ausführung. Die sinnliche Brücke, die verwirklicht werden will, wird nicht nur von Lehrerinnen und Lehrern des Georg von Peuerbach-Gymnasiums und der Jahnschule, der Kunstuniversität Linz (im Rahmen des Faches „Bereichsdidaktiken“), von Künstlern aus dem Bereich der Bildhauerei und dem Jugendzentrum „Kuba“, wie dem Vizebürgermeister der Stadt Linz, sondern vor allem durch den Willen zur Veränderung der Jugendlichen getragen. Denn für Jugendliche bedeutet ausdrucksstarke Gestaltung von problematischen, sozialen Räumen sinnvolle Kriminalprävention im Maßstab 1:1! 

Projektgestalter

Neben Schülerinnen und Schüler des Georg von Peuerbachgymnasiums und der Jahnschule: 

Projektleitung:
Mag. art Thomas Haunschmid (Georg von Peuerbach-Gymnasium), Kontakt: Thomas.Haunschmid@Schule.at 

Dr. Gerlinde Strobl (Jahnschule)
Univ. Prof. Mag. art. Wolfgang Schreibelmayr (Kunstuniversität Linz, Fach „Bereichsdidaktiken“)
Georg Schobert, Bildende Kunst – Transmedialer Raum

Leonhard Immervoll & Till Lichtl, Graffitikünstler

Tak Bhoomesh, Künstler 

Raum I – Willkommen im Dschungel / Welcome to the Jungle
Autos als Großstadttiere, Klettermöglichkeiten der Äffchen, die nach den duftenden, bunten Früchten des Dschungels langen.


Raum II – Natur unter Grund / Undergroundnature
Als Bäume gestaltete Säulen stehen im Zentrum der „Natur unter Grund“. An den Wänden sieht man über eine perspektivische Blumenwiese voller Fantasie bis zum Horizont.


Raum III – Die Kreuzung / The Junction
An der Kreuzung der „Unterirdischen Brücke“ tummeln sich die Ampelmännchen und -weibchen in Rot und Gelb-Orange. Am Boden verlaufen grüne Schienen für die freie Fahrt einer aus einem Space-Ship verwandelten Straßenbahn durch die weitere Unterführung bis zur Straßenbahnhaltestelle Rudolfstraße.


Raum IV – Unterwasserwelt / Underwaterworld
In der Unterwasserwelt der „Unterirdischen Brücke“ gilt es, mystische Raumgeheimnisse zu ergründen.



 

Raum V – Weltraum / Space Outdoor Space - Indoor Space
Der Außenbereich des Eingangs vor der Sparkasse verweist auf den nach oben offenen Weltraum (Space). Die vorgegebenen Architekturformen des Abganges zur Unterführung erscheinen space-artig (Weltraumästhetik) und leiten in den vorderen Unterführungsraum.An der Oberseite der Wände: Gipsmatten überziehen dynamische Reliefs aus verschiedenen Materialien (Natur, Abfall ...). Ein Spaceshuttle, welches sich im Eingangsbereich unter offenem Himmel durch die Schikanen windet, transformiert sich im Innenraum des anschließenden, langen Ganges zum Pöstlingbergdrachen und schließlich zur aufgemalten Linzer Straßenbahn. Weltraumbilder erscheinen als Spiegelungen an den Straßenbahnfenstern (Sicht auf fantasievolle Avatarwesen).Die am Boden gemalten Schienen verlaufen aus dem Weltall zum Raum „Die Kreuzung“, biegen rechts ab zum Raum „Undergroundnature“ und die Rampe links hinauf zu den realen Straßenbahnschienen.

Raum VI – Urbaner Optik-Konzeptraum
In Workshops werden von den SchülerInnen gemeinsam mit KünstlerInnen Raumgestaltungen zum Thema urbaner, optischer Raum verwirklicht.

Die Sinne

Olfaktorisch: Im „Welcome to the Joungle“-Raum: Riechbäume, die an der Decke montiert sind. Duftsäcke mit getrockneten Früchten – Kräutern.
Akustisch: Wir BETONen (Baumaterial – Klang) z.B. die Rundungen und Kanten der Unterführung;
Verkehrslärmtakter (Straßenlärm produktiv nützen);Wasser
Taktil:
Haptisch-Kinetische Wahrnehmungserfahrung der Bodenstruktur des Untergrundes; mit jedem Schritt (Teppich, Sägespäne, …); Abenteuerweg; Ein Parallelweg zu den „normalen Räumen“ der Unterführung. Es geht auf und ab.

 Zeitungsartikel (zum Vergrößern anklicken)

 

Bericht: Mag. Thomas Haunschmid


letzte Aktualisierung: 19.06.08

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