Schülerinnen und Schüler des Georg von Peuerbach-Gymnasiums und der Jahnschule konzipieren an der Verbesserung des allgemeinen Befindens von PassantInnen beim Durchschreiten (bzw. der aus verkehrstechnischen Gründen unvermeidlichen Inanspruchnahme) der zwischen Linz und Urfahr zentral liegenden Unterführung Rudolfstraße. Aktive Gestaltungsformen, die alle Sinne ansprechen, spielen dabei eine tragende Rolle.
Anfang des Jahres 2008 begannen Schülerinnen und Schüler zweier Schulen in der Nähe der Unterführung Rudolfstraße, welche ein zentrales Infrastrukturzentrum zwischen Linz und Urfahr darstellt, sich über die katastrophalen Zustände dieses Ortes Gedanken zu machen. Die Räumlichkeiten der Fußgängerunterführung Rudolfstraße müssen von FußgängerInnen jeder Alters- und Sozialschicht zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten durchquert werden.
So machten sie sich auf, diesen Ort nach allen Sinnen zu ergründen. Es wurde ein Fragenkatalog zusammengestellt, anhand dessen die aktuelle, von den Schülerinnen und Schülern teils sogar als bedrohlich empfundene Situation in diesen düsteren „Untergrundräumen“ betrachtet und analysiert wurde. Die menschlichen Sinne spielten dabei die Hauptrolle. Wahrgenommen wurde neben dem Gestank und dem dröhnenden Verkehrslärm vor allem auch das unwohle Gefühl der Bedrohlichkeit durch die düstere Untergrundsituation.
Die Gruppen stellten sich viele Fragen. Wie sicher mochten sich Menschen fühlen, welche die Unterführung alleine in der Nacht durchqueren müssen?
Gibt es in solchen stadtzentralen, doch angsteinflößenden Räumen viel Kriminalität und können die vereinzelt montierten Kameras, welche der einzige vorhandene Schutzmechanismus zu sein scheinen, dagegen etwas bewirken? Diese Kameras erschienen den Jugendlichen als unbeholfener Versuch, etwas an der tatsächlichen Situation zu ändern, da sie bloß auf das Negative hinweisen, das passieren könnte. Es erschien fraglich, ob es hinter den starren Augen einen wirklichen Beschützer zu geben scheint.
In den darauf folgenden Monaten traten die Ideen für eine Verwandlung der düsteren Unterführung zu einer positiven, unterirdischen Brücke in den Vordergrund.
Aus diesen Ideen werden in konkreten Schulprojekten unterschiedlicher Klassen und Projektteilnehmer, in Bildnerischer Erziehung und Werkerziehung, Modelle entwickeln. Mit Hilfe eines lokalen Raumkünstlers gestalteten eine 4. Klasse beispielsweise einzelne Themenräume. Die 2. Klasse erarbeitete Pläne und Modelle der Unterführung und besprach die generelle Lage und was man an ihr utopisch verändern könnte. Eine 7. Klasse beschäftigt sich mit Avatarfiguren der Unterführung und designend „positive Verstärker“, welche Passanten durch eine gestaltete Unterwelt begleiten werden.
Die Nachhaltigkeit
Die durchgeführten Vorprojekte bedeuteten für die mitwirkenden Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmende Ansätze, an welchen von unterschiedlichsten Seiten ständig weitergetüftelt wird. Es wurden aus guten Ideen kleine Wirklichkeiten erschaffen (1:50). Die große Wirklichkeit wartet in der unterirdischen Brücke der Rudolfstraße auf ihre Ausführung. Die sinnliche Brücke, die verwirklicht werden will, wird nicht nur von Lehrerinnen und Lehrern des Georg von Peuerbach-Gymnasiums und der Jahnschule, der Kunstuniversität Linz (im Rahmen des Faches „Bereichsdidaktiken“), von Künstlern aus dem Bereich der Bildhauerei und dem Jugendzentrum „Kuba“, wie dem Vizebürgermeister der Stadt Linz, sondern vor allem durch den Willen zur Veränderung der Jugendlichen getragen. Denn für Jugendliche bedeutet ausdrucksstarke Gestaltung von problematischen, sozialen Räumen sinnvolle Kriminalprävention im Maßstab 1:1!
Projektgestalter
Neben Schülerinnen und Schüler des Georg von Peuerbachgymnasiums und der Jahnschule:
Projektleitung:
Mag. art Thomas Haunschmid (Georg von Peuerbach-Gymnasium), Kontakt:
Thomas.Haunschmid@Schule.at
Dr. Gerlinde Strobl (Jahnschule)
Univ. Prof. Mag. art. Wolfgang Schreibelmayr (Kunstuniversität Linz, Fach
„Bereichsdidaktiken“)
Georg Schobert, Bildende Kunst – Transmedialer Raum
Leonhard Immervoll & Till Lichtl, Graffitikünstler
Tak Bhoomesh, Künstler
Raum I – Willkommen im Dschungel / Welcome to the
Jungle
Autos als Großstadttiere, Klettermöglichkeiten der Äffchen, die nach den
duftenden, bunten Früchten des Dschungels langen.
Raum II –
Natur unter Grund / Undergroundnature
Als Bäume gestaltete Säulen stehen im Zentrum der „Natur unter Grund“. An den
Wänden sieht man über eine perspektivische Blumenwiese voller Fantasie bis zum
Horizont.
Raum III –
Die Kreuzung / The Junction
An der
Kreuzung der „Unterirdischen Brücke“ tummeln sich die Ampelmännchen und
-weibchen in Rot und Gelb-Orange. Am Boden verlaufen grüne Schienen für die
freie Fahrt einer aus einem Space-Ship verwandelten Straßenbahn durch die
weitere Unterführung bis zur Straßenbahnhaltestelle Rudolfstraße.
Raum IV – Unterwasserwelt / Underwaterworld
In der Unterwasserwelt der „Unterirdischen Brücke“ gilt es, mystische
Raumgeheimnisse zu ergründen.
Raum V – Weltraum / Space
Outdoor Space - Indoor
Space
Der Außenbereich
des Eingangs vor der Sparkasse verweist auf den nach oben offenen Weltraum (Space).
Die vorgegebenen Architekturformen des Abganges zur Unterführung erscheinen
space-artig (Weltraumästhetik) und leiten in den vorderen Unterführungsraum.An der Oberseite
der Wände: Gipsmatten überziehen dynamische Reliefs aus verschiedenen
Materialien (Natur, Abfall ...). Ein Spaceshuttle, welches sich im
Eingangsbereich unter offenem Himmel durch die Schikanen windet, transformiert
sich im Innenraum des anschließenden, langen Ganges zum Pöstlingbergdrachen und
schließlich zur aufgemalten Linzer Straßenbahn. Weltraumbilder erscheinen als
Spiegelungen an den Straßenbahnfenstern (Sicht auf fantasievolle Avatarwesen).Die am Boden
gemalten Schienen verlaufen aus dem Weltall zum Raum „Die Kreuzung“, biegen
rechts ab zum Raum „Undergroundnature“ und die Rampe links hinauf zu den realen
Straßenbahnschienen.
Olfaktorisch:
Im „Welcome to the Joungle“-Raum: Riechbäume, die an der Decke montiert
sind. Duftsäcke mit getrockneten Früchten – Kräutern.
Akustisch: Wir BETONen (Baumaterial – Klang) z.B. die Rundungen
und Kanten der Unterführung;
Verkehrslärmtakter (Straßenlärm produktiv nützen);Wasser
Taktil:
Haptisch-Kinetische Wahrnehmungserfahrung
der Bodenstruktur
des Untergrundes;
mit jedem Schritt (Teppich, Sägespäne, …);
Abenteuerweg;
Ein Parallelweg zu den „normalen Räumen“ der Unterführung. Es
geht auf und ab.
Zeitungsartikel (zum Vergrößern anklicken)
Bericht: Mag. Thomas Haunschmid
letzte Aktualisierung: 19.06.08 | Zur Startseite |