Bilder des Lebens
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ächerübergreifendes Unterrichtsprojekt der 8A im Schuljahr 2005/06

Auf Initiative von Frau Prof. Ulrike Aschinger, die in der 8A im Fach Philosophie unterrichtet, wurde dieses fächerübergreifende Projekt in Kooperation mit Herrn Prof. Karl Aichhorn, Musikerziehung und Herrn Prof. Wolfgang Schreibelmayr, Bildnerische Erziehung realisiert. 

Ziel des fächerübergreifenden Unterrichtsprojektes war ein vielfältiges: einerseits die Auseinandersetzung mit einem Kunstwerk (aus Musik und darstellender Kunst), weiters die Auseinandersetzung mit philosophischen Theorien zur Ästhetik, darüber hinaus auch das Reflektieren der eigenen Arbeit und des eigenen Erlebens um damit  den SchülerInnen Zugänge zur Frage der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen aus künstlerischer und philosophischer Perspektive zu vermitteln.

Die Auseinandersetzung erfolgte exemplarisch durch intensive Analyse der Symphonie „Mathis der Maler“ des Komponisten Paul Hindemith. Die SchülerInnen lernten die Entstehungsbedingungen, die Art der existentiellen Bedrohung des von den Nationalsozialisten als entartet erklärten Künstlers kennen und erfassten die Hintergründe der geistigen Bezugnahme Hindemiths auf den Isenheimer Altar von Mathias Grünewald.

Die besondere Methode der Annäherung zu den beiden Künstlern und deren ausgewählten Werken erfolgte über eigenpraktische bildnerische Übungen der SchülerInnen in folgenden Phasen: 

1. Phase:

In bequemer Haltung erstes entspanntes Anhören des 2. Satzes zum Abschalten. 

Beim zweiten Mal Hören nehmen die SchülerInnen eine Haltung ein, die konzentriertes Zuhören ermöglicht. Dabei sollen sie an „NICHTS“ denken. 

Drittes Anhören des 2. Satzes: die SchülerInnen drücken ihre innere Bewegtheit beim Anhören der Musik in grafischen Spuren mit schwarzer Kreide auf weißem Papier aus. Die gesetzten grafischen Spuren stellen eine Art von seismographischer Aufzeichnung innerer Empfindungen, ausgelöst durch die gehörte Musik, ohne gegenständliche Bedeutungsgabe dar. 

Während des vierten Anhörens des 2. Satzes erweitern die SchülerInnen ihre Ausdrucksmöglichkeiten um den Einsatz von farbigen Kreiden und fertigen eine zweite „Musikalische Grafik“ an. 

Die Schritte 2 und 4 wurden mit dem 1. Satz wiederholt.

2. Phase:

Beim Anhören des 2. und 3. Satzes notieren die SchülerInnen sprachliche Begriffe, Stimmungsbilder bzw. Assoziationen oder Erinnerungen die ihnen in den Sinn kommen. Daraus ergeben sich sehr persönliche Textkompositionen. 

Im nächsten Schritt verbalisieren die SchülerInnen in Zweiergesprächen ihre grafischen Arbeiten. 

Danach folgt ein intensiver musikanalytischer Input seitens Prof. Karl Aichhorn. 

Am Ende der  2. Phase werden die 4 Kleingruppen für die nächste Sequenz gebildet.

3. Phase:

4 Kleingruppen arbeiten in getrennten Räumen an je einer Tafel (70 x 200cm) für eine großflächige malerische Gestaltung. Die drei Sätze der Symphonie „Mathis der Maler“ werden in je einer Tafel in ungegenständliche Malereien übersetzt. Die jeweiligen Musikstücke werden permanent gespielt. Auf der 4. Tafel wird eine Auswahl der häufigsten Assoziationen, die beim Anhören der kompletten Symphonie von den SchülerInnen notiert wurden, in Form von gemalten Worten realisiert. Die Wörter werden so geschrieben, dass durch die bewusste Wahl von Farbe und Form der Buchstaben die inhaltliche Bedeutung unterstützt wird. 

4. Phase:

Die 4 Tafeln werden zu einem altarartigen Werk zusammengestellt und von den jeweiligen GruppensprecherInnen allen MitschülerInnen der 8A und 8B Klasse präsentiert.  

Den SchülerInnen wird der Isenheimer Altar von Mathias Grünewald in Form von Projektionen von Prof. Schreibelmayr erläutert. Es erfolgt eine genaue Gegenüberstellung von musikalischen und malerischen Passagen. Die musikalische Bezugnahme von Hindemith auf die Malerei von Grünewald wird den SchülerInnen transparent.

Die parallelen menschlichen Notsituationen und die Frage, wie sich Künstler richtig verhalten sollen, werden von Frau Prof. Aschinger aus der Fachperspektive der Philosophie anhand unterschiedlicher Denkansätze erörtert.

Es erfolgt die Frage nach eventuell vorhandenen Analogien zur Lebensrealität der SchülerInnen. Die Sensibilisierung für konstante, sich wiederholende Grundfragen zur menschlichen Existenz wird angestrebt.

5. Phase:

Das Fächerübergreifende Unterrichtsprojekt wird in seinem Prozess und Ergebnis öffentlich in der Schule für alle interessierten SchülerInnen der Oberstufe, Eltern und KollegInnen präsentiert.

Das entstandene Werk wird in Etappen, den Sätzen der Symphonie „Mathis der Maler“ entsprechend, enthüllt. Dabei wird die Musik vorgespielt. Der fachliche Input in Bezug auf den Isenheimer Altar und die Symphonie wird im Wesentlichen wie in Phase 2 und 4 gegeben.

Die beteiligten SchülerInnen tragen ihre eigenen Reflexionen zu den fokussierten Grundfragen menschlichen Lebens aus philosophischer und künstlerischer Perspektive vor und schließen so den Kreis ihrer Auseinandersetzung im Projekt „Bilder eines Lebens“.







 


 


letzte Aktualisierung: 27.06.06

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